So gesehen


Gestern Abend fror sich - so mir nichts, dir nichts - das TV Programm ein.

Die Maschine ließ sich mitten beim schönsten Fernsehen von jetzt auf gleich zu keiner Aktion mehr bewegen. Kein Umschalten, kein Ausschalten, kein Irgendwas. Dabei war mir das TV-Programm zu dieser Zeit wirklich wichtig und die Maschine hatte sogar auch den Auftrag, dieses Programm aufzunehmen.


Wer mich kennt, denkt sich hier natürlich: „Naja, nix Neues!“


aber, ...einen Moment Geduld bitte noch!


Erst warte ich noch ein bisschen; denn, vielleicht erholt sich die Maschine ja von alleine?! Dann höre ich auf einmal, wie meine Badezimmertür zuschlägt. Ja, genau. Auch so "out of the blue", so mir nichts, dir nichts.

Keiner da, außer mir, keine Fenster offen, kein Durchzug oder sonstwas. Einfach so, halt. Sonderbar, eben. Wie so oft, eben. Und das hier hat mich, um ehrlich zu sein, an dieser Stelle dann doch sogar selbst mehr als üblich verblüfft.


Die Tür stand so, wie sie eben stand, bereits einige Stunden still vor sich hin und es gab in diesen Stunden keinerlei Anlass zuzuschlagen und jetzt, m.E., eigentlich auch nicht!


Irgendwas zog und strömte also durch meine Zimmer!


Und auch hier denken vermutlich noch Viele: „Najaaa, auch noch nicht so viel Neues. Das ist in Utes Leben eben so!“ Um die Badezimmertüre habe ich mich nicht weiter gekümmert, um die TV-Maschine allerdings schon, denn das Ende meiner Serie wollte ich echt nicht verpassen. Ich also zum Üblichen: Knöpfe an/aus, schütteln, klopfen, Festplatte entfernen, Festplatte einsetzen, Maschine an, Maschine aus, an, aus, an, aus, Maschine an. Maschine fährt hoch. Läuft. Programm: läuft. Dann ist alles wieder wie gehabt. Alles so, als wäre nichts passiert. Spooky: Die Aufnahme läuft von alleine weiter und zu meinem Erstaunen ist sie später auch vollständig da, das heißt also, ohne Unterbrechung auf der Festplatte.


Gut, wie das funktioniert, MUSS ich ja auch nicht verstehen...


Heute Morgen schalte ich dann in meiner Morgenroutine mein Handy ein. Es war während der Phänomene des Abends noch an, doch zur Nacht hatte ich es ausgeschaltet. SMS lesen, SMS beantworten, das, was der Morgen eben so will und fordert. Und, erst fällt mir das gar nicht auf, doch dann bemerke ich in meinen versendeten SMS', dass ich heute im 09. Januar 1980 bin!


Okay, gestern Abend muss also definitiv 'was passiert sein...


Mein Handy ist also der festen Überzeugung, es sei der 09. Januar 1980!

Ich gucke in den Spiegel. Nein! Ganz klar keine Zeitreise! Ich sehe nicht

39 Jahre jünger aus, überlege dann aber, was wäre wenn?!


09. Januar 1980... das war lt. schlauem Internet ein Mittwoch. Ich wäre dann jetzt also in der Schule. Es ist die erste Schulwoche nach den Weihnachts-ferien. Mir stünde ein intensiver Sommer bevor. Einer, an dem ich mit meinem Vater so richtig aneinander rassele. Ich würde Wasserskilaufen lernen, meine Ma schlimm vermissen, weil wir zum ersten Mal einen Sommer nicht miteinander verbringen, ich lege mich ins Zeug herauszufinden, was man als Teenagermädchen so alles im Leben anderer durcheinanderbringen kann, komme mit der Geschichtslehrerin nicht klar, was mir eine vernichtende Note auf dem Zeugnis einbringen und eine Zukunft als Archäologin schwer machen wird. 


Wenn ich' s mir recht überlege, war mir damals echt so richtig langweilig.


Gut, da sind natürlich noch andere Dinge und Abenteuer, die ab hier auf mich warten werden. Aber würde ich die wirklich alle nochmal erleben wollen? Würde ich etwas anders machen? Etwas anderes entscheiden? Da ist sie also, die altbekannte Frage! Ich denke schon, dass ich vieles anders machen und/oder entscheiden würde, aber das erneut zu durchforsten ist mir jetzt viel zu viel Aufwand! Ich gucke lieber JETZT, was schön ist, was sich für mich richtig anfühlt, mit wem ich gerne zu tun habe und Zeit verbringe, wer und was mich umgeben soll und was ich vermeiden möchte.


Was war sonst noch 1980?


Ja! Ich erinnere mich, wie ein Lehrer zum Besten gab, dass es keine gute Zeit sei, Kinder in die Welt zu setzen. Dass er sich strikt dagegen entschied, weil diese Kinder in dieser Welt und Zukunft keine Chance(n) hätten. Interessant, oder? Brandaktuelles Thema. Oder aber eben doch nicht? Vielleicht doch nur eine ewig schwelende Stimmung, die eben ab und zu aufbricht und dann wie Lava aus einem Vulkan Städte, Dörfer und Gemeinschaften vernichtet und später Böden wieder fruchtbar werden lässt? Ich denke, man muss die Welle, damit meine ich die Themen, die einen befassen und auf einen zukommen, reiten, wie sie kommt. Man muss gucken, ob sie einen dorthin trägt, wo man hin will, sich ihrer Beschaffenheit nach ausrichten, das heißt, einen stabilen Stand einnehmen und halten oder aber auch mal cruisen können.


Der Slogan meiner Großmutter, Jahrgang 1906, einer Frau, die zwei Weltkriege miterlebt hat: „Irgendwas ist immer“!

Gelassen, oder? Mehr denn je halte ich ihn für stimmig und mittlerweile ist er sogar zum Familienmotto geworden.


Mein Handy habe ich jetzt erst mal wieder zurück in die Zukunft geholt.

2019 steht mir irgendwie einfach besser.

Wer oder was da gestern durch meine Zimmer strömte? Ja, das muss ich wohl noch herausfinden. Allerdings hat "er/sie/es" bereits jetzt schon erreicht, dass ich 2019 gar nicht mal so schlecht finde!

                                                                                                Ute C. Schmidt




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